Expertengespräch: Nachhaltig und wartungsfrei bauen mit Beton

Beton ist Baustoff und Gestaltungselement zugleich. Das vielseitige Material kann nicht nur schwere Lasten tragen, sondern auch Wärme speichern und Gammastrahlen abschirmen. Wer sich für das Bauen mit Beton entschließt, steht aber vor einer riesigen Auswahl an Möglichkeiten.

Wir haben mit Sebastian Spaun, dem Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie (VÖZ) gesprochen, welche Vorteile Beton für den Hausbau bietet und was der angehende Bauherr beachten sollte.

Im Gespräch mit bauenundsanieren.net: Der Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) Sebastian Spaun.Foto: VÖZ ©Z+B Herfert
Im Gespräch mit bauenundsanieren.net: Der Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie (VÖZ) Sebastian Spaun.

Wer an Hausbau denkt, denkt automatisch an Ziegel und Mörtel. Für welche Bereiche im Hausbau würden Sie einem angehenden Häuslebauer das Bauen mit Beton empfehlen?

Spaun: „Die Massivbauweise ist mit Sicherheit die nachhaltigste Bauweise – gerade für den Hausbau. Deshalb würde ich diese in jedem Fall empfehlen. Das beginnt beim Keller und geht bis zu den Wohnräumen. Denn Beton hat den großen Vorteil, dass mit dem Baustoff auch geheizt und gekühlt werden kann. Und zwar mit der thermischen Bauteilaktivierung. Dieses System funktioniert ähnlich wie eine Fußbodenheizung: Die Wohnräume erhalten eine gleichmäßige Temperatur ohne Zugluft, ohne Lüftungsgeräusche und – das ist die herausragende Besonderheit – ohne CO2-Ausstoß.

Lassen Sie es mich so sagen: Beton würde ich all jenen Hausbauern empfehlen, die ein wartungsfreies Haus für die nächsten 50 Jahre wollen. Schön ist natürlich auch – neben den Vorteilen – wenn ich ein Haus über den gesamten Lebenszyklus betrachte – und das müssen wir machen – die Flexibilität. Ein massiv gebautes Haus kann spielend leicht den geänderten Lebensbedingungen angepasst werden. Vom Grundriss bis zu diversen Anbauten oder bis hin zu Details wie den Steckdosen gibt es hier keine Probleme.“

Bauen mit Beton ist regional

Und warum ist Beton in diesen Bereichen anderen Baustoffen überlegen?

„Das ist ganz einfach: Beton ist ein natürlicher Baustoff. Er besteht zu 100 Prozent aus natürlichen Bestandteilen: Kies bzw. Splitt, Sand, dem Bindemittel Zement (gebrannt aus Kalk und Mergel) und Wasser.

Beton ist auch ein regionaler Baustoff mit kurzen Transportwegen. Sand und Kies werden lokal aus natürlichen Lagerstätten gewonnen oder im Zuge des Recyclings von Baurestmassen hergestellt. Er ist somit der Regionalbaustoff schlechthin. Beton ist recycelbar und dadurch nachhaltig. Er brennt nicht und ist gegen klimatechnische Veränderungen, die wir bereits erleben, sehr widerstandsfähig.

Worauf sollten Bauherren bei der Betonauswahl achten? Gibt es Qualitätsunterschiede oder andere wichtige Faktoren, die berücksichtigt werden müssen?

„Das ist eine sehr individuelle Frage – denn es gibt eine unglaubliche Vielzahl an Betonsorten und -qualitäten. Ein Beispiel: Ein Haus ganz in Sichtbeton – da kann sich der Architekt mit der Oberfläche spielen. Von schalungsbrettrau bis zu glatt und natürlich in allen möglichen Schattierungen eingefärbt ist hier mittlerweile wirklich sehr viel möglich.

Was die Qualität von Beton betrifft, hier gibt es durch die ÖNORM klare Vorgaben, welche Betongüte für den Keller eingesetzt wird. Ob der Keller als Weiße Wanne ausgeführt wird, ob Dichtbeton verwendet wird etc. Aber natürlich auch im Fertigteilbereich: Hier kann der Kunde mit seinem Architekten ebenso aus einer breiten Palette wählen.“

Fertigteile aus Beton

Viele Häuslebauer fragen sich, ob sie auf Fertigteile aus Beton setzen sollen, lieber selbst anpacken und Lieferbeton bestellen oder gar selbst die Mischmaschine anwerfen. Welche Variante empfehlen Sie?

„Das kommt einerseits auf die Möglichkeiten der Logistik an und natürlich auf die gewünschte Bauzeit. Mit Fertigteilen kann ich unglaublich schnell bauen. Hier wird just-in-time produziert und geliefert.

Den Lieferbeton betreffend, werden Sie kaum eine Baustelle finden, die ohne Lieferbeton (Transportbeton) auskommt. Da beginnen wir ebenso bereits im Keller wie auch bei der Herstellung von Decken.

Die Mischmaschine selbst anwerfen, na ja, das würde ich eher nicht empfehlen. Die Experten wissen einfach genau, welche Menge für die Statik und die Sicherheit eines Gebäudes notwendig ist. Es geht vor allem auch um Gewährleistung. Ein einziger Wasserschaden genügt. Wenn Sie nicht mit einem professionellen Unternehmen gebaut haben, wird die Versicherung keinen Cent bezahlen.

Transportbeton ist einer der regionalsten Baustoffe: Die durchschnittliche Entfernung zwischen Transportbetonwerk und Einbaustelle lag in Österreich 2019 bei 18 Kilometern. In Wien bei nur zehn Kilometern. Bei der Betonfertigteil-Bauweise werden die Bauteile witterungsunabhängig, effizient und genau nach den Vorgaben des Planers vorgefertigt.“

Wie beständig ist Beton?


„Sehr – das habe ich ja oben schon ausgeführt. Nicht umsonst wird Beton im Hochwasserschutz wie z. B. in der Wachau eingesetzt. Oder für sämtliche Brücken und Infrastrukturprojekte. Beton brennt nicht und ist zudem – und das ist vor allem für private Hausbauer interessant – weder gegenüber Ungeziefer noch Schimmel anfällig. Bei entsprechender Qualität widersteht Beton den härtesten Umweltbedingungen ohne zusätzlichen Schutz.“

Mehr Infos zur Vereinigung der österreichischen Zementindustrie (VÖZ) erhalten Sie hier:



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