Erneuerbare Energie im Hausbau: Das sollte der Bauherr wissen

Der Begriff “erneuerbare Energie” hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Das steigende Bewusstsein für Umwelt, Natur und Klima hat auch im Bereich Hausbau zu einem Umdenken geführt. Immer mehr Bauherren entscheiden sich für ökologisches Bauen und setzen dabei auch auf erneuerbare Energien.

Über die Möglichkeiten für angehende Bauherren haben wir mit Johannes Schmidl vom Dachverband erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) gesprochen.

An der Energiewende wird nun schon lange gefeilt, getüftelt und gearbeitet. Welche Rolle spielen hier die Bauherren bei der Errichtung von Eigenheimen?

Johannes Schmidl: Bauherren schaffen – aus der Sicht der Energiewirtschaft – sehr langlebige Güter, die Energie benötigen. Hauptsächlich für die Wärmeversorgung (Raumwärme und Warmwasser), aber nicht nur. Die wichtigsten Entscheidungen fallen nämlich schon vor der eigentlichen Planung des Gebäudes. Dazu zählen vor allem die Punkte: wo soll das Gebäude errichtet werden und welchen Zwecken soll es dienen?

Standort des Eigenheimes gut überlegen

Beim „wo“ geht es vor allem um die Infrastruktur, die jedes Gebäude benötigt: Wasser, Abwasser, Energieversorgung, Transport. Es ist zum Beispiel wesentlich, ob ein Gebäude mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad benutzt werden kann, oder ob ich von zwei oder mehr Autos abhängig bin, um Schule, Einkauf usw. erledigen zu können. Ein „Häuserl im Grünen“ kann dadurch im schlechtesten Fall ein Zerstörer von Grünland und langfristig ein Klotz am Bein sein.

Zweitens soll man sich deutlich die Frage stellen: Welchen Nutzen soll das Gebäude erfüllen und wie kann es auch möglichen zukünftigen und geänderten Nutzanforderungen noch dienen? Kann ich den gewünschten Nutzen vielleicht auch mit weniger Aufwand (Energieeinsatz, Fläche,…) erreichen?

Diese beiden Entscheidungen sind schon wesentlich für den späteren Gesamt-Energieverbrauch des Gebäudes.

Zum Gebäude selbst: Es hat hier in den letzten Jahren herausragende Entwicklungen gegeben, die dazu geführt haben, dass moderne Gebäude mit wesentlich weniger Energie auskommen als früher: Niedrigenergie- und Passivhaustechnologien, moderne Wärmeversorgungssysteme auf Basis erneuerbarer Energien usw.

Heizen mit erneuerbaren Energien

Gibt es in Österreich eine bevorzugte erneuerbare Energiequelle?

Die bevorzugte Energiequelle hängt von der jeweiligen Situation ab: wenn man das Gebäude an eine bestehende Nah- oder Fernwärmeversorgung anschließen kann, ist das sehr praktisch. Aber die ist nicht überall vorhanden. Moderne Heizanlagen auf Biomassebasis (Pelletheizungen) bieten Comfort auf Basis heimischer erneuerbarer Energien und mit dem Pelletslager einen Energiespeicher mit der Kapazität eines Jahresverbrauchs.

Die Solarthermie ist dabei in den letzten Jahren zu Unrecht etwas ins Hintertreffen geraten. Sie ist weiterhin eine wichtige Möglichkeit, Warmwasser und Heizungsenergie zu sehr niedrigen Kosten bereitzustellen.

Eine unterschätzte Energiequelle ist die Geothermie, die man mit Wärmepumpen auch für einzelne Gebäude nutzen kann und die man auch als Energiespeicher verwenden kann. Hat man Zugang zu Brennholz, dann bietet sich ein Kachelofen an, man kann aber auch eine Zentralheizung mit einem Stückholzkessel betreiben, wenn man Holz gerne selbst in die Hand nimmt.

Wichtig ist, dass man sich mehrere Optionen offen lässt und keine Möglichkeiten verbaut. Vergisst man etwa auf einen Kamin, so wird es später ungleich schwieriger, beispielsweise einen Kachelofen einzubauen.

Sparpotenzial bei Warmwasser und Heizenergie

Worauf sollten angehende Bauherren bei der Auswahl der Heizung achten? Nach welchen Kriterien sollte die Wahl erfolgen?

Man darf nicht vergessen, dass rund 27 % der Endenergie in Österreich für Niedertemperatur-Wärme verwendet werden, also für Heizung und Warmwasser. Strom (elektrische Energie) macht nur 20 % des Endenergieverbrauches aus.

Wichtig ist, ein Heizungssystem zu wählen, das mit niedrigen Vorlauftemperaturen betrieben werden kann. Das heißt in der Praxis, dass man große beheizte Flächen vorsehen soll (Fußboden-, Wandheizungen), die man mit relativ niedrigen Temperaturen beschicken kann, um ein hohes Maß an Behaglichkeit zu erreichen.

Klar ist: Die Zeit von Heizungen auf Basis fossiler Energieträger ist vorbei. Im Regierungsübereinkommen ist das Aus für die Ölheizung festgeschrieben. Wer sich jetzt noch eine einbaut, setzt auf ein sinkendes Schiff. Es gibt von klimaaktiv eine Heizungsmatrix, die die Orientierung erleichtert.

Erneuerbare Energie und Gebäudesanierung

Wie sieht es bei der Sanierung von Altbauten und Bestandsbauten aus. Wie können erneuerbare Energien hier optimal eingesetzt werden?

Die Sanierung von Altbauten ist auch bildlich die große Baustelle der österreichischen Energiewirtschaft. Die Regierung möchte die Sanierungsrate erhöhen. In der Praxis ist es wichtig, die richtige Balance zwischen Sanierung und neuem erneuerbarem Heizsystem zu finden.

Ein Bestandsgebäude wird man selten auf Niedrigenergie- oder Passivhausstandard sanieren können. Es wird, verglichen zu einem optimalen Neubau, meistens eine vergleichsweise größere Heizlast verbleiben. Wichtig ist, das Heizsystem an das sanierte Gebäude anzupassen. Die meisten bestehenden Heizanlagen, namentlich Ölheizungen, sind oft überdimensioniert und deshalb im Betrieb doppelt ineffizient.

Österreich ist bekannt für seine zahlreichen Förderungen. Welche Herangehensweise empfehlen Sie, um die Fördermöglichkeiten optimal nutzen zu können?

Es gibt in der Tat viel Förderungen und diese ändern sich auch relativ rasch. Die Energieberatungsstellen der Länder sind bei der Auswahl der Förderungen wertvolle Unterstützer. Wichtig ist, die Förderungen rechtzeitig zu checken, weil man bei einigen davon vor Beginn der Arbeiten den Förderantrag stellen muss.

Lohnt sich der Einsatz erneuerbarer Energien finanziell?

Oft wird bei der Anschaffung einer neuen Heizung die Entscheidung vom Preis abhängig gemacht. Wie steigen alternative Energien hier aus? 

Wichtig ist, zwischen den verschiedenen Kostenarten zu unterscheiden: niedrige Investitionskosten können mit hohen laufenden Kosten verbunden sein, elektrische Energie beispielsweise, ist im Vergleich zu anderen Energieträgern sehr teuer. Eine Elektroheizung ist in der Anschaffung aber günstig. Man darf sich da nicht durch vermeintlich billige Angebote in Kostenfallen locken lassen.

Die österreichische Energieagentur veröffentlicht dazu regelmäßig Vollkostenvergleiche der einzelnen Heizungssysteme, an denen man sich gut orientieren kann.

Was wird die Zukunft bringen? Ist Österreich auf einem guten Weg und wo sehen Sie das Projekt Energiewende in zehn Jahren?

Wir sind schon von Berufswegen optimistisch: In zehn Jahren wird sich Österreich national-bilanziell betrachtet zu hundert Prozent mit heimischem erneuerbarem Strom versorgen. Der Ausstieg aus der Ölheizung wird voll in Gang sein. Die Produktion von erneuerbaren Gasen auf biogener- und Strombasis hebt gerade ab.

In der Mobilität ist der Verbrennungsmotor für PKWs nur noch in Oldtimern üblich. Die Energiewende hat sich als Beschäftigungs- und Wertschöpfungsmotor erwiesen und alle fragen sich, warum man nicht schon viel früher damit begonnen hat.

Mehr Infos zum Dachverband erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) erhalten Sie hier: erneuerbare-energie.at

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