Balkon nachträglich anbauen: Wie hoch sind die Kosten?

Ein Balkon bietet eine höhere Lebensqualität und steigert ohne Zweifel den Wert einer Immobilie. Leider denkt man beim Neubau des Hauses nicht immer an alles: So kommt es durchaus vor, dass Bauherren einen Balkon nachträglich anbauen möchten. Oft sind es auch Altbauprojekte, bei der man die ohnehin notwendige Sanierung gleich dazu nutzt, einen gewünschten Balkon anzubringen.

Von der Genehmigung bis zu den Kosten gibt es viele Fragen, die bei einem solchen Projekt auftauchen. Wir haben deshalb einen praktischen Überblick für Sie erstellt, damit Sie beim nachträglichen Balkonbau wissen, worauf Sie achten müssen.

Balkon nachträglich anbauen: Ist eine Baugenehmigung notwendig?

Bevor ein so großes Projekt in Angriff genommen werden kann, ist wie so oft eine Baugenehmigung notwendig. Schließlich wird das Erscheinungsbild des Hauses maßgeblich verändert. Außerdem sind die Anforderungen an Statik und Stabilität hier besonders hoch: Immerhin muss der Balkon als frei stehendes Bauelement eine hohe Last tragen können.

Die genauen Vorschriften finden Sie in den entsprechenden deutschen oder österreichischen Gesetzestexten. Für Nichtjuristen ist es allerdings sehr mühsam, sich durch kompliziert formulierte Gesetzestexte zu wälzen. Lassen Sie sich deshalb von einem Profi helfen und reichen Sie den Antrag auf Baugenehmigung gemeinsam mit einem Bauingenieur oder Architekten ein. Vertreter dieser Berufsfelder sind Experten für Statik und werden Sie entsprechend fachmännisch beraten.

Bauen ohne Baugenehmigung kann hohe Strafen mit sich ziehen. Wer hier zu sparen versucht, spart definitiv am falschen Ende.

Welche Möglichkeiten für einen Balkon-Anbau habe ich?

Es gibt 3 Varianten, um einen Balkon nachträglich anzubauen. Diese möchten wir Ihnen kurz vorstellen.

Balkon nachträglich anbauenFoto: bauenundsanieren.net

1. Selbsttragender Vorstellbalkon

Der Vorstellbalkon gehört zu den gängigsten Varianten, um im Zuge einer Sanierung einen Balkon an das Haus anzubauen. Er ist besonders dann die erste Wahl, wenn auch eine energetische Sanierung im Raum steht. Die Vier-Stützen-Bauweise bietet den Vorteil, dass die Wärmedämmung eines Hauses beim nachträglichen Anbau nicht unterbrochen wird. Es gibt also keine zusätzliche Gefahr für Kältebrücken.

Vorstellbalkone stellt man vor dem Haus mit einem Punkt- oder Streifenfundament in das Erdreich. Sie stehen eigenständig, meist auf vier Stützen und es gibt sie als Einzel-, Doppel- oder Stapelbalkone. In der Außenwand bringt man einen sogenannten Gleitwandanker an: Dieser fixiert den Balkon auch durch die Wärmedämmung hindurch. Er erlaubt außerdem temperaturabhängige Längsausdehnungen.

Tiefen bis zu 3,5 Metern sind für einen Vorstellbalkon kein Problem. Beim Material haben Sie die Wahl zwischen Aluminium, Stahl und Beton. Wie die Montage eines solchen Vorstellbalkons in real aussieht, sehen Sie in folgendem Beispielvideo:

2. Anbaubalkon

Der Anbaubalkon ist teil-selbsttragend und wird deshalb im Fachjargon auch als teilselbsttragender Vorstellbalkon bezeichnet. Nur „zum Teil“ deshalb, weil er im Gegensatz zum Vorstellbalkon auf nur zwei Stützen steht. Er kommt mit zwei Stützen aus, weil er in der Hauswand verankert ist. Entsprechend muss diese Fixierung deutlich stabiler und belastbarer sein.

Ein solcher Balkon erfordert einen größeren Aufwand und daher auch größere bauliche Veränderungen. Unter Umständen müssen hier die Balkontiefen beschränkt ausfallen, um die Stabilität zu gewährleisten.

3. Freitragender Balkon

Wie sein Name schon vermuten lässt, kommt dieser Balkon ohne Stützen aus. Der freitragende Balkon, auch als Kragarmbalkon bezeichnet, ist an der Hauswand durch Träger montiert und zweifellos die optisch ansprechendste Balkonvariante. Notwendig ist ein freitragender Balkon, wenn er über Einfahrten, im Bereich eines Treppenabgangs und über Eingängen sowie Stellplätzen montiert wird, wo Stützen mit Fundament bautechnisch nicht realisierbar sind.

Ein freitragender Balkon wird der Fassade des Gebäudes vorgehängt. Zur Abtragung der Last befestigt man Konsolen an jeder Geschossdecke. Um Wärmebrücken an den auskragenden Teilen zu vermeiden, greifen hier Fachbetriebe zu tragenden Wärmedämmelementen, die das Energieeinsparkonzept des Hauses nicht beeinflussen, da sie nur punktuell wirken.

Das beeinflusst die Kosten am meisten

Was treibt die Kosten beim nachträglichen Balkonanbau eigentlich in die Höhe? Die wichtigsten Faktoren hängen ab von:

  • Die Größe: je größer der Balkon, desto mehr Material wird verwendet, desto teurer der Balkon.
  • Das Geländer: Edelstahl, Stahl, Gusseisen oder Glas im Metallrahmen. Das Material beeinflusst nicht nur die Optik, sondern auch den Endpreis.
  • Die Balkontür: Hier sind die Kosten gut einschätzbar. Allerdings sollten Sie darauf achten, eine einbruchsichere Tür zu kaufen oder eine normale Tür mit einem Einbruchschutz zu sichern.

Balkon nachträglich anbauen: Wie hoch sind die Kosten?

Die Möglichkeiten für einen nachträglichen Anbau sind groß – genauso groß ist jedoch die Spanne, wenn es um eine realistische Kostenabschätzung geht. Anbauteile, die Balkonvariante und die individuellen baulichen Gegebenheiten am Haus beeinflussen den Preis stark. Man sollte jedoch als Richtwert mit mindestens 10.000 Euro rechnen, die beim nachträglichen Balkonanbau insgesamt fällig werden. Das beinhaltet Material, Einbau sowie Geländer und Tür.

Hier ein kleines Rechenbeispiel:

  • Vorsatzbalkon (1,5 x 5 Meter): 3.500 €
  • Geländer Edelstahl: 4.000 €
  • Montagekosten: 3.000 €
  • Balkontür: 500 €
  • Summe: 11.000 €

Balkone gibt es auch als Fertig-Bausätze. Trauen Sie sich die Montage selbst zu, können Sie einen Bausatz für einen selbsttragenden Vorstellbalkon bereits um rund 1.000 Euro erwerben.

Bei einem freitragenden Balkon kommen Sie auf etwa 6.500 Euro.

Einbaukosten schwanken je nach Gebiet und der Verfügbarkeit von Handwerken stark. Egal, ob Sie in Deutschland, Österreich oder der Schweiz leben: Sicherheit gibt hier nur ein konkretes Angebot vom Fachbetrieb, das Sie sich jedenfalls einholen sollten.

Was kostet ein Geländer?

Die Kosten für das Geländer können ebenfalls sehr stark schwanken. Wir haben die ungefähren Kosten für das Material pro laufendem Meter für Sie zusammengefasst:

  • Bei einem Geländer aus Glas mit Edelstahlpfosten liegen die Kosten bei rund 300 – 350 € pro Laufmeter.
  • Bei einem Edelstahlgeländer liegen Kosten meistens nur wenige Euros darüber.
  • bei einem reinen Ganzglasgeländer liegen Sie schon bei rund 400 – 500 € pro Laufmeter.
  • Günstiger ist ein Aluminiumgeländer mit rund 200 – 250 € pro Laufmeter.
  • Ebenfalls sehr günstig ist verzinkter Stahl. Hier liegen die Kosten bei nur 100 – 150 € je Laufmeter.

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